Airbnb – neue Funktionen für Gäste
Airbnb Update mit über 100 neuen Funktionen unter der Lupe
Die Entwicklung von Airbnb als Buchungsplattform mit einem ganz eigenen Stil beobachte ich schon lange. Auf eCoach.at erschien der erste Artikel zu Airbnb Anfang 2015: 16 Fakten über Airbnb als Buchungsplattform.
Inzwischen ist viel passiert – die Erfolgsstory ist ungebrochen. Wie viele Produkte die früher speziell und nur für bestimmte Nischen waren, hat sich Airbnb in mehrfacher Hinsicht geöffnet. Längst sind es nicht mehr nur junge Rucksackreisende, die Airbnb nutzen. Die Kategorien von Unterkünften reichen in den Hotelsektor hinein. Auf die vielen (sozial)politischen Diskussionen rund um Wohnraumknappheit und Abgabengerechtigkeit wurden Vereinbarungen mit Städten und Regionen geschlossen: Teilweise werden Daten der Gäste und Gastgeber an Institutionen übermittelt, teils Ortstaxen direkt abgeführt. Ob die Öffnung auch eine Verwässerung des Markenprofils mit sich bringt, wird sich zeigen.
Die vielleicht die größte Veränderung: Airbnb ging im Dezember 2020 (mitten in der Corona-Pandemie!) an die amerikanische Börse, mit großem finanziellen Erfolg. Der Börsengang spülte 3,5 Milliarden USD in die Kassen (Quelle: Handelsblatt). Geld, dass auch zur Weiterentwicklung der Plattform genutzt wurde, wie das Update im Mai 2021 beweist – Airbnb hat über 100 neue Funktion eingeführt. Und weil Airbnb schon immer hinsichtlich Design und Technologie neue Maßstäbe setzte, lohnt es, sie genauer zu betrachten. Hier die Liste aller Neuerungen:
In diesem Artikel schauen wir uns ein paar der neuen Funktionen für Gäste eingehender an …
Check 3. Flexible Reisedaten
Die Suche für den Gast auf Buchungsplattformen beginnt klassischerweise entweder über Unterkunftstypen (und Ausstattungsmerkmale), Reiseziel oder Reisezeit. Diese Dreiteilung weicht Airbnb jetzt auf, z.B. mit einer flexiblen Datumssuche. Nach Eingabe von Reiseziel kommt der Kalender, darüber aber ein Umschalter für flexible Reisedaten. Statt Eingabe von An- und Abreisetag kann ich mit Buttons bequem wählen zwischen ein Wochenende, eine Woche, einem Monat oder für gewählte Termine die Dauer +/- 1 Tag, +/- 3 Tage, +/- 7 Tage flexibler halten.
Ein kurzer Praxistest zeigt die Wirkung: Suche nach Konstanz mit 2 Erwachsenen und 2 Kindern ergibt mit Festlegung auf das mittlere Juliwochenende 132 Treffer.
Wähle ich stattdessen flexibel ein Wochenende im Juli habe ich 209 Treffer – mehr Auswahl = höhere Buchungswahrscheinlichkeit.
Nehme ich das fixe Wochenende, bin aber bereit bis zu drei Tage zu schieben oder zu verlängern, erziele ich über 300 Treffer.
Check 7. Einfache Registrierung
Mit dieser Neuerung ist eine Registrierung für Gäste erst während des Buchungsvorgangs gemeint. Ich nutze einfach die Funktion auf der Startseite, wähle Anmeldung mit E-Mail (nicht mit einem bestehenden Facebook- oder Google-Konto). Nach Namen muss ich mein Geburtsdatum eingeben. Und da passiert es, mein Android Smartphone startet eine Android-Kalenderfunktion bei der ich nur monatlich(!) blättern kann. Beginn heute. Hieße für mich: über 500 Mal klicken, um meinen Geburtsmonat zu erreichen! Keine Chance, das zu umgehen oder auf die reguläre Tastatur zu wechseln. Um das klarzustellen, Airbnb besticht sonst mit einer vorbildlichen Usability, aber vielleicht nutzen dort alle iPhones zum Testen.
Check 9. Aktualisiertes Filtermenü
Als Plattformbetreiber das richtige Angebot an Filtern für jeden Gast zu finden ist fast unmöglich. Übersichtlich solls ja auch noch sein – auch am Handy. Der Ansatz von Airbnb, Filter relevante je nach gesuchter Saison (10. Saisonspezifische Filter) und gesuchter Destination (11. Geospezifische Filter) anzuzeigen ist sicher clever.
Ich prüfe einfach nur mal ein Beispiel, Zell am See im Winter. Die gut zwei Smartphonebildschirme lange Liste an Filtern ist zumindest aufgeräumt und einfach zu benutzen. Sie beginnt mit der Grundsatzentscheidung nach den drei Oberkategorien Ferienhaus („gesamte Unterkunft„), Privatzimmer oder Hotelzimmer („Nimm Dir ein privates oder gemeinsames Zimmer …“). Halt, Privatzimmer war doch die Kategorie davor?
Was verbirgt sich wohl hinter den Ausstattungsmerkmalen „Zusätzlicher Zugang“? Ein gesonderter Eingang? Falsch, nach aufklappen kann ich wählen zwischen Parkplatz, Fitnessraum, Whirlpool, Pool oder Stromtankstelle. Logisch? Füllt man diesen Bereich als Gastgeber aus, ist er mit „Welche Räume können Gäste nutzen?“ überschrieben. Schon klarer. Auf der englischen Seite lese ich dafür Facilities. Die Übersetzer müssen wohl nochmal ran.
Was fehlt? Eines der wichtigsten Entscheidungskriterien für den Gast bei der Unterkunftswahl sind Bewertungen. Das belegt jede Studie. Warum Airbnb darauf verzichtet, Bewertungsnoten als Filter (oder wenigstens als Sortierkriterium) anzubieten ist mir schleierhaft. Booking.com oder Amazon können so falsch nicht liegen.
Für die Unterkunftssuche in einem Skigebiet im Winter hätte ich zudem dafür relevante Filterkriterien erwartet wie direkt an der Piste, Nähe zum Lift/Skibushaltestelle.
Fazit
In der Web-Entwicklung ist man nie fertig. Viele der neuen Funktionen auf Airbnb sind sicher sehr sinnvoll und festigen den Vorsprung von Airbnb in Bezug auf Design und Usability. Aber jetzt fängt erst die Prüfung auf (Praxis)tauglichkeit an. Ein gut gemeintes Feature kann nach ein paar Monaten auch schon wieder verschwunden oder umgebaut sein. Warten wir ab, was noch alles kommt.
Wer jetzt neugierig geworden ist, kann sich das Update auch vom Chef persönlich erklärten lassen. In einer Videobotschaft direkt von Brian Chesky (Airbnb Mitgründer und CEO) gibts viele Demos der Funktionen und eine aufmunternde Prognose obendrauf:
„… dass der Reisebranche der größte Boom seit einem Jahrhundert bevorsteht.“